Das Grundeinkommen und die emanzipatorische Linke
von Julian Bierwirth
Dass wir Kapitalismus haben, also in einer Gesellschaft leben, in der unser Leben nicht zuletzt durch selbstzweckhafte Realabstraktionen wie Arbeit und Geld bestimmt wird, ist nicht schön, aber durchaus zu ändern. Auch wenn der warenproduzierende Gesamtmoloch dazu neigt, die ihm unterworfenen Menschen tendenziell total unter seine Prinzipien zu subsumieren, so tut er dies doch niemals vollständig. Denn es handelt sich hier um ein widersprüchliches System, das genau in dieser Widersprüchlichkeit auch immer wieder Möglichkeiten zur emanzipatorischen Intervention bietet. Damit wäre dann auch die Aufgabe kritischer Theorie umrissen: den emanzipatorischen Kräften innerhalb der sozialen Bewegungen eine Analyse von den Widersprüchen mitzugeben, die diese dann nach kritischer Reflexion thematisieren können.1
Insofern ist der Kapitalismus nicht einfach nur das „Falsche“, aus dem es kein Entrinnen gäbe. Entsprechend können antikapitalistische Interventionen niemals ‚absolut‘ sein in dem Sinne, dass sie sich in ihrer radikalen Kritik zwar den RezipientInnen vermitteln, zu deren Lebensrealität aber keinen Bezug haben. Wenn die Intervention für die kapitalistisch sozialisierten Menschen überhaupt noch einen Sinn machen soll, muss sie in irgendeiner Form an deren Sein und Bewusstsein anknüpfen, muss die gesellschaftlichen Widersprüche in den Zusammenhang stellen, in den sie gehören. (mehr…)