Gestern war ich bei einer Veranstaltung in Braunschweig. Norbert Trenkle, Thomas Sablowski und Bernd Röttger waren von der Antifaschistische Gruppe Braunschweig und dem DGB-Jugend Ausschuss Braunschweig eingeladen worden, über die Ursachen der Krise zu diskutieren und Perspektiven für emanzipatorischen Protest auszuloten. Um es vorwegzunehmen: es wurde tatsächlich über die Krise geredet, nicht so wie bei dieser Veranstaltung hier:
Stattdessen ging es zunächst wie gewohnt los: Norbert Trenkle referierte recht knapp über die Ursachen der Krise, wie sie sich für die Krisis-Gruppe, der er angehört, darstellen – und wie er sie gemeinsam mit Ernst Lohoff in dem neuen Buch ,Die große Entwertung‘ dargestellt hat. Der Kapitalismus, so Trenkle, sei durch ein widersprüchliches Verhältnis charakterisiert: er sei seinem Wesen nach auf die stete Anhäufung von Arbeit (so called ,Mehrarbeit‘) angewiesen. Gleichsam zähle diese Arbeit jedoch nur in ihrem gesellschaftlichen Durchschnittsniveau, weshalb die einzelnen Kapitalien stets bemüht seien, Arbeitskraft durch Maschinen zu ersetzen. Dieser Prozess ließe sich solange recht problemlos aufrechterhalten, wie durch die Erschließung neuer Produktionssegmente die an der einen Stelle überflüssig gewordenene Arbeit an anderer Stelle wieder in den Prozess inkludiert werden kann. Dies funktioniere seit der mikroelektronischen Revolution allerdings nicht mehr, da durch sie Arbeit in einem kaum vorstellbaren Maßstab überflüssig geworden sei. Stattdessen sei das freiliegende Kapital an die Finanzmärkte geströmt und zeichne dort als Akkumulation von Fiktivem Kapital im Wesentlichen für die kapitalistische Dynamik der letzten 30 Jahre verantwortlich. (mehr…)